Oman

Wunder in der Wüste
Im Sultanat Oman kann man das authentische Arabien mit imposanten Moscheen, prachtvollen Festungen und geschäftigen Souks erleben. Aber das Land bietet auch schroffe Gebirge, tiefe Schluchten und vor allem die schier unendliche Wüste. Eine Faszination zwischen Märchen und Moderne.
Fotos: Norbert Lux / Toni Schmoll

„Und sie brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe…“

So wird in der Bibel über jene Geschenke berichtet, die die drei Weisen aus dem Morgenland dem neugeborenen Messias brachten. Der Weihrauch gehörte zu den begehrtesten Handelsgütern der Antike, war teilweise sogar teurer als Gold. Und er verhalf dem Oman zu Wohlstand und großem Reichtum. Die Römer nannten das Gebiet daher „Arabia felix“ – glückliches Arabien.

Weihrauch entsteht aus dem Harz der knorrigen Boswellia-Bäume. Diese Weihrauchbäume wachsen wild und gehören seit Jahrhunderten den Beduinen. Vor allem im Süden des Oman finden sie seit jeher ideale Wachstumsbedingungen. Die Ernte muss sehr behutsam erfolgen, die Methode wird von Generation zu Generation weiter- gegeben. In der Antike waren die Form des verwendeten Messers sowie die die Art der Einschnitte gut gehütete Geheimnisse.

Für Weihrauch gab es stets verschieden Verwendungsbereiche. So wurden beispielsweise in Babylon zu Ehren der Götter mehrere Tonnen Weihrauch verbrannt. Seit Jahrhunderten wird Weihrauchharz als medizinische Heilpflanze in der traditionellen Medizin eingesetzt. Weihrauch ist das Harz der knorrigen Bäume von der Gattung Boswellia. Je nach Alter liefert ein Baum zwischen 7 und 10 kg Weihrauchharz.

Über ausgebaute Handelswege für Karawanen gelangte die kostbare Ware einst durch den Jemen, vorbei an Mekka und Petra bis nach Palästina und von dort per Schiff weiter nach Europa. Aufgrund des durch den Weihrauchhandel entstandenen Wohlstands versuchten andere Völker wie die Römer oder die Ägypter, an die begehrten Sträucher zu kommen, was ihnen aber nicht gelang.

Im Unterschied zu ihnen ist es uns aber gelungen, im Wadi Dhawkah die Weihrauchbäume zu finden. Und in den Souks werden verschieden Weihrauchsorten zu verschiedene Preiskategorein angeboten. Je reiner und heller das Harz ist, umso teurer ist es. Und so nehmen wir Weihrauch als typisches Geschenk aus dem Oman mit nach Hause.

Die Wächter über den Oman

Zeugen einer reichen Vergangenheit sind auch die vielen Festungen und Burgen im Norden des Oman. Sie wurden vielfach aus Lehm errichtet und in den letzten Jahren aufwendig restauriert. Jede dieser Burgen war einst wichtiger Wächter über den Oman, und so erfahren wir hier viel über Macht, Verteidigung der Handelswege so- wie kulturellen Austausch. Neben den Burgen von Bahla, Nizwa und Nakhal hat uns vor allem Jabrin in den Bann gezogen.

Diese majestätische Festung gilt als Meisterwerk der omanischen Baukunst. Sie wurde während der Herrschaft von Imam Sultan bin Saif al Ya‘arubi im 17. Jahrhundert erbaut, wobei die Entstehungsgeschichte besonders interessant ist: Der Lehmpalast war ursprünglich als Wohnfestung konzipiert und hatte eher den Charakter eines Schlosses. Die Zimmer sind mit kunstvollen Holzschnitzereien, kalligrafischen Wanddekorationen sowie mit prachtvoll bemalten Decken geschmückt, die vom hohen Können der damaligen Handwerker zeugen. Beeindruckend ist vor allem der Hauptturm, der nicht nur als Verteidigungsposition diente, sondern auch verschiedene Lehr- und Versammlungsräume beherbergte.

Denn sein Erbauer interessierte sich sehr für Künste und Wissenschaft und pflegte ausländische Gelehrte in sein Wüstenschloss einzuladen. Das führte zu Konflikten mit den herrschenden Scheichs. Sie wählten seinen Bruder zum Imam, der ihn absetzen sollte. Daraufhin ließ Sultan bin Saif al Ya‘arubi die Anlage mit Mauern und Wehrtürmen befestigen, um so gegen die Angriffe seines Bruders geschützt zu sein. Während einer monatelangen Belagerung verstarb er schließlich.

Malerischer Souk in Nizwa

Auch in Nizwa gibt es eine beeindrucken- de Festung: Der mächtige Hauptturm hat einen Durchmesser von 40 Metern und ist 23 Meter hoch. Nizwa liegt rund 160 Kilometer von Muscat entfernt und war früher politisches und religiöses Zentrum sowie Hauptstadt des Landes.

Unweit der Burg befindet s ich d er Souk, der einer der ältesten in Oman ist. Im historischen Teil kann man besonders in den beginnenden Abendstunden die Atmosphäre des alten Orients nachempfinden. An vielen Ständen sehen wir die zu Pyramiden aufgestapelten Kumas, die typische Kopfbedeckung der Männer. Diese Mütze ist oben flach und mit verschiedenen Mustern kunstvoll verziert. In die Stickerei sind kleine Löcher eingearbeitet, die den Kopf in der heißen Sonne kühl halten sollen. Jeder Omani hat daheim unterschiedliche Modelle mit verschiedenen Farben und Mustern. Zur Tradition gehört auch der Khanjar: Dieser leicht gebogene zweischneidige Zeremoniendolch ist Schmuckstück und Statussymbol zugleich.

Jeden Freitag findet in der alten Oasenstadt Sinaw der berühmte Viehmarkt statt. Vor allem Kamele, Rinder, Schafe und Ziegen wechseln hier ihren Besitzer. Es ist ein interessantes Erlebnis, die Verkäufer beim lautstarken Handeln zu beobachten: die Kunden sitzen in einem großen Kreis, in dem die angebotenen Tiere an der Leine herumgeführt und so lange angepriesen werden, bis ein möglichst hoher Preis erzielt wird.

Vom Mittelalter in die Moderne

Jahrhundertelang war der Oman abgeschieden und rückständig. Doch seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hat er den Wandel in die moderne Gegenwart vollzogen. Diese Entwicklung ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Sultan Qabus bin Sa’id Al Sa’id. Nach einer Ausbildung in England war er 1966 in seine Heimat zurückgekehrt. Zu dieser Zeit war der Oman von inneren Konflikten, Armut und veralteter Infrastruktur geprägt. 1970 setzte er seinen Vater in einem Palastputsch ab und übernahm die Macht.

Sultan Qabus setzte sich entschlossen für eine umfassende Modernisierung des Landes ein. In seiner Regentschaft gelang es, die Infrastruktur spürbar zu verbessern, Bildungseinrichtungen zu schaffen und das Gesundheitssystem zu stärken. Er leitete auch politische Reformen ein, um das Land zu stabilisieren und die Lebensbedingungen zu verbessern. So war er in der Bevölkerung sehr beliebt. Auch nach seinem Tod im Jahr 2020 wird er weiter hingebungsvoll verehrt und wir sehen an vielen Stellen sein Porträt.

Imposante Hauptstadt Muscat

In Omans Hauptstadt Muscat gehen orientalische Tradition und Moderne Hand in Hand. Das fällt bereits bei der Kleidung auf: Zwar tragen die meisten Männer das traditionelle Gewand, die Dishdasha, und die Frauen sind vielfach verschleiert, aber man sieht auch viel westliche Kleidung. Neben modern ausgebauten Straßen, Hochhäusern und Shopping Malls kann man in der Altstadt noch einen Hauch von Orient erleben. So können wir entlang der Uferpromenade (Corniche) alte Kaufmannshäuser mit schön verzierten Holzbalkonen entdecken.

Zweifelsohne eine der prächtigsten Sehenswürdigkeiten ist die große Sultan-Qabus- Moschee. Sie wurde 2001 fertiggestellt und ist eines der größten Gebetshäuser der ara- bischen Welt. Die Tatsache, dass man auch als Nicht-Moslem die Moschee betreten darf, ist Ausdruck der kulturellen und religiösen Vielfalt im Land. Die Architektur vereint traditionelle omanische Baustile mit modernen Elementen. Für den Bau wurden lauter edle Materialien verwendet: Sandstein aus Indien und Marmor aus Italien. Die mit weißen Marmorfliesen verkleidete Außenfassade verleiht dem Bauwerk eine strahlende, elegante Erscheinung.

Der riesige Gebetssaal bietet Platz für Tausende von Gläubigen und ist von prachtvollen und detailreich gestalteten Elementen geprägt. Es gibt dort auch den größten in einem Stück geknüpften Teppich der Welt: Auf eine Fläche von 70 mal 60 Metern vereint er 1,7 Milliarden Knoten. Ein weiteres Highlight ist der riesige Kronleuchter, der von der Kuppel herunterhängt. Er ist sieben Meter hoch und mit Tausenden funkelnden Swarovski-Kristallen versehen.

In Muscat gibt es übrigens auch eines der wenigen Opernhäuser in der arabischen Welt. Bei der Eröffnung dirigierte unter anderem Placido Domingo. Auch die Wiener Philharmoniker hatten hier bereits Auftritte.

Wanderungen am höchsten Berg…

Oman besticht nicht nur durch seine Geschichte und orientalischem Flair, sondern auch durch seine Landschaften. Diese Naturschönheiten können wir bereits bei den Wanderungen durch die Wadis oder in der bizarren Gebirgswelt erleben. Hier ist es wichtig, entsprechende Geländewagen mit Allradantrieb zu haben, denn der Begriff „Straße“ gehört bald einmal der Vergangenheit an.

So ist bereits die Fahrt auf den schwindelerregenden Pisten des Hajar-Gebirges ein Abenteuer für sich. Unser Camp mit festen Hütten befindet sich am Fuße des Jebel Shams auf 1.700 Meter Höhe und bietet eine gute Ausgangsbasis für die Wanderung am nächsten Tag. Zeitig in der Früh starten wir in Richtung Gipfel (der allerdings wegen einer militärischen Anlage nicht bestiegen werden darf). Die Berge des Oman sind gänzlich anders als unsere heimischen Alpen. Wir sind umgeben von einer kargen Gebirgslandschaft, die teilweise einer steinernen Wüste gleicht, die ab und zu von einer kleinen grünen Palmenoase unterbrochen wird. Dort befinden sich kleine Gebirgsdörfer, in denen das Leben besonders hart ist.

Mit knapp über 3.000 Metern ist der Jebel Shams der höchste Berg des Oman. Unsere Wanderung am Gipfelplateau führt uns entlang der Bergkante. Grandiose Rundblicke auf die umliegende Berglandschaft sind der Lohn des Aufstiegs. Gut 1.000 Meter fallen hier die Felswände in die Tiefe. Der Ausblick in die vor uns liegende Schlucht des Wadi Nakhar ist atemberaubend. Zu Recht nennt man diese Region auch den „Grand Canyon des Oman“.

…und in tiefen Schluchten

Wir wollen uns aber nicht nur in der Höhe bewegen, sondern auch die Schluchten erkunden. Dafür boten sich Touren in den verschiedenen Wadis an. Dabei handelt es sich um ausgetrocknete Flussläufe, die bei starkem Regen wieder Wasser führen. Besonders spektakulär ist unsere Wanderung hinein in das Wadi Nakhar (auch Wadi Ghul genannt). Knapp 20 km lang ist diese Schlucht, die sich unterhalb des Jebel Shams und dem Plateau von Dar Sawda zieht. Links und rechts sind wir umgeben von gewaltigen Steinwänden, die hunderte Meter steil nach oben zeigen. Wir folgen dem Flussverlauf und müssen an manchen Stellen auch durch das Wasser waten. Die Felsen zeigen, dass hier einst alles unter Wasser stand: Muscheln und Schnecke haben im Gestein interessante Abdrücke hinterlassen.

Ab in den Süden

Auf unserer Fahrt nach Süden folgen wir der Straße entlang der Küste des Indischen Ozeans. Wir kommen an malerischen Dörfern vorbei und erleben die Fischer bei ihrer Arbeit. In malerischen Lagunen haben wir die Chance die vielfältige Vogelwelt zu beobachten: große Möwenschwärme, Flamingos, Löffler und Stelzenläufer. Im Indischen Ozean können wir uns erfrischen und campieren teilweise direkt an den Stränden.

Auf dieser Stecke entdecken wir auch das für uns schönste Wadi: das Wadi Shuway- miyah, das rund 180 Kilometer nordöstlich von Salalah an der Küste liegt. Aufgrund seiner abgeschiedenen Lage ist es in Reiseführern kaum erwähnt und daher ein nahezu unberührtes und touristisch kaum erschlossenes Trockental. Anfangs noch breit, wird das rund 30 Kilometer lange Tal im Verlauf unserer Fahrt immer enger.

Die Schönheit dieses Ortes zeigt sich auch in der Farbgebung der Gesteine: weiß, blau und leuchtendes Gelb des Kalksteins. Und nach einigen Kilometern plötzlich üppiges Grün eines Palmenhains mit Schilfflächen. Das Allerbeste: in einer Grotte entspringt hier eine Quelle und wir können in dem natürlichen Pool mit seinem türkisfarbenen Wasser ein erfrischendes Bad nehmen.

Geisterstadt in Mirbat

Von den Städten im Süden begeistert uns vor allem das kleine Mirbat. Abseits des Trubels können wir hier in das authentische omanische Lebensgefühl eintauchen. Mirbat hat eine lange und faszinierende Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Seit dem 10. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiges Handelszentrum in der Region Dhofar. Neben Gewürzen war vor allem der Weihrauch eine wichtige Handelsware. Als zwischen 1600 und 1800 Piraten den Seeweg durch das Rote Meer unsicher machten, starteten viele Karawanen von Mirbat aus, um das kostbare Weihrauchharz durch die große Wüste nach Saudi-Arabien zu transportieren.

Traditionelle Handelshäuser in der Altstadt erinnern an eine glänzende Periode. Sie sind zweistöckig aufgebaut und von einer südjemenitischen Architektur beeinflusst. Einige Häuser sind mit einem Wehrturm ausgestattet, manche Dachterrassen mit Pyramidenzinnen eingefasst. An Fassaden können wir Malereien aus dem See- und Handelsleben der damaligen Zeit entdecken. Schade ist allerdings, dass die Häuser unbewohnt sind. So sind sie langsam dem Verfall preisgegeben, und das historische Zentrum gleicht heute einer Geisterstadt. Trotzdem ziehen uns die Gebäude in den Bann - wir lassen uns Zeit, um die kunstvoll geschnitzten Holztüren und Fenster zu bewundern.

Im Gegensatz zur Altstadt wurde das kleine Fort aus dem 19. Jahrhindert frisch saniert. Es diente einst dem Wali (Provinzgouverneur) als befestigter Wohn- und Arbeitsort und ist heute ein Museum. In der jüngeren Geschichte markiert die Schlacht von Mirbat den Wendepunkt des seit 1965 andauernden Dhofar-Aufstands: 1972 griff eine etwa 250 Mann starke Rebellenarmee den nur schwach besetzten Stützpunkt an. Nach heftigem Abwehrfeuer griff die Luftwaffe ein und beendete den Aufstand.

Auf dem Weg Richtung Hafen bleiben wir bei der alten Moschee stehen und sehen, dass die Türe geöffnet ist. Neugierig schaue ich hinein und erblicke zwei Männer beim Gebet. Der eine kommt heraus und lädt mich ein, hineinzukommen. Danach entwickelt sich ein interessantes Gespräch, in dem wir über Parallelen zwischen Islam und Christentum (z.B. Hl. Maria, verschieden Engel) sprechen. Und am Ende gab s eine nette Überraschung: Ich bekam einen Koran geschenkt, in dem es teilweise auch deutsche Übersetzungen gibt.

Pulsierendes Treiben am Hafen

Die Haupteinkommensquelle der Menschen ist der Fischfang, denn vor der Küste befinden sich reiche Fanggründe. Am Hafen herrscht lebendiges Treiben: große Dauhs sowie kleinere Fischerboote fahren ein und aus. Wir sehen mit Staunen, wie reichhaltig die Ausbeute an diesem Tag ist. Mit Plastikkisten werden die Fische von den Booten auf den Ladungssteg gehievt. Entlang der Kaimauer liegen riesige Mengen an Fischen und sogar Haie aufgestapelt. Frischer Fisch wir direkt von den Booten aus verkauft. In unzähligen Plastikboxen, in denen die Fische mit Eis gekühlt werden, werden in große LKW´s verladen. Gleich neben dem Hafen befindet sich der Fischmarkt, wo lautstark um die Preise der angebotenen Fische gehandelt wird.

Unvergessliche Abenteuer in der Wüste

Ein völlig anderes Erlebnis bietet uns die Tour in die Rub-al-Kahli-Wüste. Dieses Abenteuer erfordert umfangreiche Vorbereitungen: Im letzten Souk decken wir uns mit Nahrungsmitteln ein, bunkern genügend Wasservorräte und Treibstoff und nehmen auch Holz mit. Nach einem kurzen Check unseres robusten Geländewagens lassen wir den Reifendruck etwas ab, weil das die Auflagefläche der Räder im Wüstensand erhöht.

Dann brechen wir zunächst auf steinernen Pisten auf in die Rub al-Kahli. Gut ein Drittel der arabischen Halbinsel wird von dieser fast menschenleeren Wüste bedeckt, mit einer Fläche von 680.000 Quadratkilometern ist sie die größte Sandwüste der Welt. Ihre endlosen Sanddünen und die extreme Hitze machen sie aber auch zu einer der unwirtlichsten und men- schenfeindlichsten Regionen überhaupt. Selbst die Beduinen meiden die Wüste und halten sich mit ihren Herden nur in den Randgebieten auf. Kein Wunder also, dass sie die Bezeichnung „das leere Viertel“ trägt, denn genau das bedeutet „Rub al Khali“.

Bald erreichen wir die ersten Dünen. Um uns in dem uns umgebenden unendlichen Dünenmeer zurechtzufinden verwenden wir zur Sicherheit neben dem iPhone auch ein Garmin-Gerät für die mobile Navigation. Jetzt sind hohe Fahrkünste gefragt. Ja nicht zu langsam zu fahren oder gar zu bremsen, denn sonst bleiben wir im Sand stecken. Mit Schwung geht es an manchen Stellen bergauf ohne genau zu wissen, wie es dann weitergeht. Und auch die steile Fahrt hinunter hat Abenteuercharakter – aber alle sind mit Enthusiasmus dabei.

Inmitten der Sanddünen errichten wir unser Zeltlager. Dann brechen wir zu unseren ersten Wanderungen durch das Sandmeer auf. Majestätisch türmen sich die Dünen vor uns auf, die hier eine Höhe von 200 bis 300 Metern erreichen. Natürlich wollen wir ganz hinauf – doch das erfordert Geduld und Kondition. Denn der feine Sand, der gelb bis rötlich schimmert, lässt einen knöcheltief einsinken. Je tiefer man in diese faszinierende Landschaft eindringt, umso weiter entfernt man sich vom Alltag, dem Trubel der Städte und dem Lärm. Wir tauchen ein in absolute Stille.

Die Wüste wird ihrer Bezeichnung als das „leere Viertel“ nicht gerecht. Denn wenn man aufmerksam unterwegs ist, gibt es in der Sandlandschaft viel zu entdecken: Neben Käfern, Skorpionen, verschiedenen Pflanzen und Sandrosen finden wir auch Geoden. Nachdem wir sie geöffnet haben können wir im Innern die von der Natur wunderschön geformten Kristalle sehen. Besondere Freude haben wir als wir plötzlich einen Sandfisch entdecken. Dabei handelt es sich um eine kleine gelblich-braune Eidechse, die ca.15cm lang ist und sich im Sand so schnell wie ein Fisch bewegt. Die spitze Schnauze ermöglicht es dem Tier, sich sehr rasch und leicht in den Sand einzutauchen und sich zu vergraben.

Interessante Begegnungen haben wir aber auch mit Menschen. Bei einem der wenigen Brunnen treffen wir im Schatten der Sträucher Beduinen. Schon bei unserer Ankunft spüren wir die Gastfreundschaft: Sofort bekommen wir Tee und Datteln angeboten. In einem großen Metallkessel wird über dem Feuer ein Reisgericht zubereitet, man lädt uns zum Essen ein. Rund um uns stehen Kamele und betrachteten aufmerksam unser Treiben und freuen sich über ein Stück Fladenbrot. Für die Tiere gab es hier ein rechteckiges Wasserbecken aus Beton. Und die Beduinen lachten als wir dieses als kleinen Swimmingpool benützten. Da staunten auch die Kamele nicht schlecht…

Am Abend beobachten wir von einer hohen Düne die untergehende Sonne, die diese Traumlandschaft in ein warmes Licht mit unterschiedlichsten Farbschattierungen taucht. Am Lagerplatz entzünden wir ein Feuer und trinken heißen Tee. Weitab von jeder störenden Lichtquelle können wir den funkelnden arabischen Sternenhimmel bewundern, der in dieser Einsamkeit seine volle Wirkung entfaltet. Die Stille der Nacht wird nur durch das Knistern des Lagerfeuers durchbrochen. Eindrücke, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden …


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